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Pandemie und Tarifverhandlungen - Ein Interview mit dem BDSW (Teil 3)

10.02.21 14:02 • Sophie Blumberg

Heute kommt der letzte Teil unseres Interviews mit dem BDSW. Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf laufende Tarifverhandlungen?

Was denken Sie, welche Auswirkungen hat die Pandemie auf die Verhandlungen der nächsten Zeit?

Sie wird zum einen rein praktische Auswirkungen haben, da wir uns nicht mehr mit zwei Tarifkommissionen als Präsenzveranstaltung treffen und verhandeln können. Das macht die Sache rein technisch relativ schwierig. Wir haben zwar bereits Online-Verhandlungen geführt, aber eine Tarifverhandlung beinhaltet auch 4-Augen-Gespräche und interne Beratungen, alles dies ist online nicht so einfach umzusetzen.

Austausch

Inhaltlich hat die Pandemie natürlich Auswirkungen auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen. Es ist klar, dass viele Dienstleistungen, die angeboten werden, in der Pandemie nicht mehr im gewohnten Maß abgefragt werden, zum Beispiel im Veranstaltungsdienst, im Bereich Luftsicherheit oder im Werkschutz. Auf der anderen Seite gibt es Aufträge in neuen Bereichen, zum Beispiel bei der Bewachung beziehungsweise Zutrittskontrolle von Supermärkten und der Überwachung der Einhaltung der Hygienevorschriften. Dazu kommt die Bewachung der Impfzentren. Aber man kann das eine nicht mit dem anderen aufrechnen. Nicht jeder Mitarbeiter, der im Veranstaltungsdienst nicht einsetzen werden kann, kann ohne weiteres bei der Bewachung eines Impfzentrums arbeiten. Das geht oft räumlich nicht und kann zudem an der mangelnden Qualifikation scheitern. Daher sind die Sicherheitsdienstleistungen von der Pandemie unmittelbar betroffen. Dazu kommen die mittelbaren Auswirkungen: Mittel- bis langfristig sind die Auswirkungen der Pandemie auf die Wirtschaft insgesamt und damit auf die Kunden der Sicherheitsdienstleister nicht absehbar. Daher ist für unsere Unternehmen der wirtschaftliche Blick in die Zukunft sehr schwierig. Das hat Auswirkungen auf die Möglichkeiten beim Tarifabschluss, der die Unternehmen in der Regel zwei Jahre bindet. Die Spielräume werden da kleiner. Deswegen ist die aktuelle Verhandlungsrunde eine sehr schwierige. Es ist sehr ungewöhnlich, dass wir zum Anfang eines Jahres so viele Tarifbereiche haben, bei denen es noch keinen Abschluss gibt. Das kennen wir so eigentlich nicht.

Dann hoffen wir auf Besserung! Gibt es sonst noch etwas, was Sie unseren Leser/innen gern mit auf den Weg geben würden?

Den Auftraggebern würde ich gerne mit auf den Weg geben, dass eine Auftragsvergabe nur dann stattfinden soll, wenn auch wirklich die Qualität des Anbieters geprüft ist – und eben nicht eine Vergabe an den billigsten Anbieter durchgeführt wird. Von einer solchen Vergabe haben letztlich alle Beteiligten nichts – die Mitarbeiter, die Unternehmen und auch die Auftraggeber. Die Folge einer solchen Auftragsvergabe zu Billigkonditionen ist oft, dass sich nach kurzer Zeit herausstellt, dass der Auftragnehmer, die Dienstleistung nicht wie zugesagt erbringen kann. Oft werden dann Aufträge gekündigt oder von anderen Unternehmen übernommen. Diese Folgen sind vermeidbar. Den Arbeitnehmern würde ich gern die Sicht des Arbeitnehmerverbandes mit auf den Weg geben. Die Unternehmen wissen, was die Mitarbeiter leisten, dass ihre Arbeit von großem Wert für die Unternehmen ist und dass es ohne die Mitarbeiter nicht gehen würde. Aber da müssen beide Seiten auch zusammenstehen und in so einer schwierigen Tarifrunde wie der aktuellen bereit sein, die Entwicklung der Wirtschaft in diesem und dem kommenden Jahr abzuwarten.

Das klingt doch gut. Dann bedanke ich mich vielmals für das Interview!

Gerne.

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Sophie Blumberg

Seit Februar 2020 unterstützt Frau Blumberg die SECmarket tatkräftig als Head of Content in den Bereichen Contenterstellung, Social Media und Public Relations. Sie bringt Erfahrung, Motivation und Engagement mit in ihre Position. Das Schreiben ist ihr Element, ob Blogbeiträge, Posts oder wissenschaftliche Beiträge - alles ist möglich!