Mythos Personenschutz - Der wahre Aufwand hinter der Aufgabe
13.07.20 14:07 • Roman Walde
Personenschützer agieren intelligent, wachsam und absolut vorausschauend. Heute zeigen wir euch in unserem zweiten Teil über den Personenschutz, wie viel Planung dahintersteckt ...
Die Bereiche des Personenschutz
Personenschützer sind umfangreich ausgebildet: Heikle Lagen werden im Voraus erkannt und so können wilde Verfolgungsfahrten, Prügeleien, Schießereien oder Actionszenen wie aus einem Hollywoodfilm vermieden werden. Damit kommen wir zu einem absolut wichtigen Punkt. Der vollumfängliche Personenschutz besteht nämlich nicht nur aus den Personenschützern, die direkt im Geschehen vor Ort sind, sondern aus einem kompletten Team mit verschiedenen Aufgaben.
Denn ist die Rede von Personenschutz, lässt sich dieser grundsätzlich in zwei Bereiche teilen: Der unmittelbare Personenschutz, also direkt an der Schutzperson und dem mittelbare Personenschutz (auch erweiterter Personenschutz genannt), der Aufklärung. Die Aufgabe der unmittelbaren Personenschützer dürfte den meisten bekannt sein, nämlich der direkte Schutz der Schutzperson. Doch was ist denn Aufklärung überhaupt und wozu wird sie benötigt?
Aufklärung als Bestandteil des Personenschutz
Ich persönlich würde die Aufklärung und dessen Nutzen kurz und knapp so beschreiben: Aufklärung ist das Zusammenspiel von verschiedenen Maßnahmen und Vorkehrungen die zur Informationsgewinnung dienen, um Tatvorbereitungshandlungen sowie den Tatversuch der Täter zu verhindern. Das heißt, Informationen sammeln, bewerten und analysieren, um Gefahren und Risiken zu erkennen, um diese unter dem Treffen von Maßnahmen von der Schutzperson fernzuhalten.
Entscheiden Sie selber: Ist die Aufklärung nun wichtig? Absolut. Denn professioneller (sprich: intelligenter) Personenschutz funktioniert nur mit Aufklärung. Gefahren und Risiken werden immer bestehen, jedoch zu wissen wo diese lauern, hilft enorm dabei, die Sicherheit der Schutzperson und aller Beteiligten sicherzustellen. Die Aufklärung kann dabei durch verschiedene Maßnahmen erfolgen.
Verdächtiges Verhalten erkennen
Heutzutage kann einiges mit technischen Mitteln aufgeklärt werden, dies wird aber aufgrund der Rechtslage oftmals nur bei eigenen Häusern, Wohnungen oder sonstigen persönlichen Objekten möglich sein. Hier kann man einen Überblick gewinnen: Wer geht zum Beispiel tagsüber zur Haustür, ohne zu klingeln oder macht sich am Briefkasten zu schaffen?
Die operativen Maßnahmen hingegen sind mit dem Einsatz von Mitarbeitern in Bereichen, in denen sich die Schutzperson aufhalten wird, einhergehend. Zum Beispiel bei Objekt- oder Streckenaufklärungen, wobei es gilt, Informationen über parkende Fahrzeuge mit ausländischen oder nicht in die Örtlichkeit passenden Kennzeichen, nervös wirkende Passanten oder Passanten, die mehrmals denselben Weg laufen oder stundenlang an einer Bushaltestelle sitzen, abgestellte Gegenstände mit dem Potential einer Sprengvorrichtung oder auch über ständig offenstehende Türen oder Fenster zu gewinnen.
Überblick über Aufgaben im Personenschutz
Hier ein grober Überblick darüber, welche Tätigkeitsbereiche benötigt werden - die Auflistung soll jedoch keineswegs als abschließend betrachtet werden.
Personenschutz sollte immer auf einem ganzheitlichen Schutzkonzept basieren: Lagebeurteilung
- Risiken und Gefahren identifizieren
- vergangene Ereignisse kennen
- aktuelle Drohungen und Vorfälle
- zu setzende Schwerpunkte
- Gefährdungseinstufung
- Schutzziele definieren Wünsche des Auftraggebers
- Kostenfaktor
Strategie
- Strategien und Maßnahmen gemeinsam festlegen
- Schutzkonzepterstellung
- Bedrohungs- und Krisenmanagement
- Awareness-Training
Umsetzung
- Personal
- Bewaffnung
- 24/7 Support
- Aufklärung
Controlling
- Überprüfung der festgelegten Maßnahmen
- andauernde Risiko- und Gefahrenanalyse
- aktuelle Lagebeurteilungen
Justierung
- Verbesserungen
- Aufklärungsinformationen einfließen lassen
- ein sich ständig wiederholender Prozess
Leider wird der Thematik Personenschutz vielerorts in Unternehmen aus Kostengründen immer weniger Beachtung geschenkt. Die Anzahl der unmittelbaren Personenschützer in einem Kommando wird reduziert, die Aufklärung wird weggelassen oder nur noch sporadisch eingesetzt.
Eines ist klar. Personenschutz verursacht Kosten und deshalb kann Personenschutz nie billig sein. Ausbildung, Ausrüstung, Knowhow, Training, Fahrzeuge, Aufklärung, Analysen und noch vieles mehr gehört zu den Posten, die in die Bezahlung mit einfließen.
Das alles kostet Geld. Es wird immer den einen Anbieter geben, der es beinahe umsonst macht. Daher zählt schlussendlich auch nur einzig und alleine die Frage: Was ist mir mein Leben wert?
Roman Walde
Roman Walde arbeitete als Schweizer Polizist und ist mittlerweile als Berater tätig. Aufgrund seiner breitgefächerten Erfahrungen kann er uns wertvolle Einblicke in den Personenschutz und persönliche Sicherheit vermitteln!