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Personenschutz - Die Elite der Branche?

23.04.21 14:04 • Sophie Blumberg

Was macht die Arbeit im Personenschutz aus? Wir sprechen heute mit Volker Stelkens, der Experte in diesem Bereich ist und uns ein paar spannende Eindrücke geben kann!

Wir freuen uns sehr, heute mit Volker Stelkens zu sprechen. Herzlich willkommen bei SECmarket! Welche Rolle spielt der Personenschutz innerhalb der Sicherheitsbranche?

Der Personenschutz macht einen sehr kleinen Anteil an Sicherheitsdienstleistungen aus, allerdings ist dieser kleine Anteil ein hoch spezialisierter Bereich, der sich wiederum in zwei Bereiche aufteilt. Der eher gebräuchliche Bereich, der bei sehr vielen Dienstleistern der Sicherheitsbranche im Portfolio als Personenschutz erscheint, ist der Bereich, den ich als Begleitschutz oder V.I.P.-Betreuung bezeichne. Der klassische Personenschutz für gefährdete Menschen (Zeugenschutz, öffentliche und hochrangige Vertreter aus Politik und Wirtschaft) ist und bleibt immer noch der Exekutive vorbehalten, wobei sich die behördlichen Organe zur Unterstützung und Umsetzung ihrer Aufgaben auch immer öfter besonderer Kräfte der Sicherheitswirtschaft bedienen.

Welche Fähigkeiten werden benötigt, um im Personenschutz arbeiten zu können?

Ein Personenschützer benötigt einige Softskills und die Aufgabe ist nicht nur auf den männlichen Teil der Sicherheitsspezialisten begrenzt. Die Fähigkeiten und Fertigkeiten dieser Kräfte geht weit über die allgemeine Meinung von nur Bodybuilder und Kampfsportler hinaus. Die körperliche und mentale Fitness bilden die Basis als Ausgangsposition. Darüber hinaus spielt es eine weitreichende Rolle der Aus- und Weiterbildung, in welcher Funktion der Personenschützer aktiv ist. Oft ist die Grundlage eine behördliche Ausbildung bei der Polizei der Länder, der Bundespolizei oder dem Militär in besonderer Funktion z.B. Feldjäger oder KSK. Rechtswissen, Psychologie, Kommunikation, Deeskalation, weitreichende Erste-Hilfe/Notfallmedizin, technisches Verständnis und nicht zuletzt aufgabenbezogenes Wissen um Fahrzeuge, Waffenhandhabung. Letzteres spielt im Personenschutz in Deutschland eher eine geringe Rolle.

Personenschützer bei der Arbeit

Hier nur einige Skills aufgezählt ohne Anspruch auf Vollzähligkeit:

  • hohe körperliche und psychische Belastbarkeit und mentale Flexibilität
  • stressresistent auch in oft wechselnden und stetig steigenden Situationen/Anforderungen
  • „Bewegen“ in besonderen Kundenkreisen, Etikette bei Gala, Diner, Sport (Golf, Wassersport, Wintersport, Polo...)
  • absolute Verschwiegenheit, Diskretion
  • Loyalität zum Auftraggeber
  • sportlich, persönliche Fitness
  • Erfassen komplexer Gegebenheiten und Zusammenhänge
  • Teamfähigkeit und Kompetenz in Zusammenarbeit mit anderen Strukturen der Sicherheit und Ordnung
  • Beherrschen von Abwehrtechniken, Selbstverteidigung
  • Fremdsprachen, nach Möglichkeit mehrere, mindestens Englisch
  • Fahrfertigkeiten von großen Limousinen und auch Fahrzeugen mit Sonderschutz
  • hohe interkulturelle Kompetenz

Was raten Sie Interessent:innen?

Wer im Bereich des Personenschutzes tätig werden möchte, muss sich konsequent schulen und ausbilden lassen. Gute Chance zum Heranführen in die Tätigkeit ist zunächst der Beginn in Sicherheitsunternehmen mit Schwerpunkt Veranstaltungsschutz und V.I.P.-Betreuung. Lassen Sie sich nicht von Wochenendkursen zum Personenschützer blenden. Eine qualifizierte Ausbildung nimmt viel Zeit in Anspruch und die Kosten für die Ausbildung trägt selten der Arbeitgeber, meist ist man Selbstzahler. Bedenken Sie, dass es Jahre dauert, um nur annähernd qualifiziert zu sein und die Jobangebote sind sehr begrenzt. Dennoch bleiben Sie Ihrem Ziel treu.

Was sind die wichtigsten Regeln im Personenschutz?

  • Bleiben Sie immer möglichst unerkannt/unscheinbar, fallen Sie nicht auf.
  • Trainieren Sie ständig Ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten und orientieren Sie sich an den „Fortschritten“ der Ganoven.
  • Reden Sie möglichst nie von Ihren Aufträgen und Kunden.
  • Wer aufhört zu trainieren, hört auf gut zu sein.
  • Denken Sie immer daran, dass Personenschutz bereits bei der Verplanung (das ist das A & O) beginnt und erst mit der Nachbereitung endet.
  • Auch der Parkplatzwächter und Mitarbeit am Empfang sind wertvolle Teile eines Personenschutzkonzeptes.
  • Ein Personenschützer ist nichts Besonderes, nur ein Fachmann seines Aufgabenbereichs, darum seien Sie nie arrogant anderen gegenüber.
  • Wer eine Waffe einsetzen muss, hat meist schon Fehler in der Planung gemacht.
  • Stetige berufliche Ausgewogenheit aus Nähe und Distanz zum Auftraggeber und dem Schutzobjekt sind der Schlüssel.

Inwiefern unterscheidet sich der Alltag von der Darstellung in Filmen?

Der Job ist gekennzeichnet von sehr viel Wartezeit und Leerlauf und dennoch muss man in der Lage unverzüglich mit voller Einsatzbereitschaft seine Aufgabe umzusetzen. Selten wird man von seiner Schutzperson geliebt oder geheiratet. 😉 Man steht nie im Rampenlicht. „You are never a hero!“ Ein Bodyguard ballert auch nicht ständig rum und nur wenige Personenschützer in Deutschland besitzen das Recht zum Führen einer Schusswaffe.

Wie hat Ihnen der Kampfsport in Ihrer beruflichen Laufbahn geholfen?

Mehr als meine Kampfsportausbildungen und meine Lehrtätigkeiten in Deeskalations- und Selbstverteidigungstechniken hat mir meine behördliche Ausbildung bei der Justiz geholfen. Learning by doing im internationalen Einsatz waren sehr hilfreich. Aber Kampfkunst vermittelt nicht nur Techniken, sondern lehrt auch die Wahrnehmung von Körper und Geist und somit bringt es auch den gesunden Umgang mit Stressbewätigung und Umgang mit Emotionen. So ruht man in sich selbst, strahlt Sicherheit aus - ohne übermütig zu werden.

Wie können Sie von Ihren vorherigen Tätigkeiten innerhalb der Branche profitieren? Was raten Sie Quereinsteiger:innen?

Ich kann die Sprache und das Denken von Behörden nachvollziehen, sehe, wo im privaten Personenschutz und Sicherheitsgewerbe die Grenzen meiner Befugnisse sind und finde nach der Formulierung eine hohe Anerkennung in der Zusammenarbeit zwischen Behörden, Kunden und meiner Aufgabe. Inzwischen bilde ich bereits seit Jahren im Sicherheitsgewerbe aus. Besonderer Schwerpunkt ist dabei die Qualifikation besonders geeigneter Bewerber im Personenschutz.

Personenschützerin

Wer in das Metier des Personenschutzes einsteigen möchte, sollte sich auf den langen Weg einer kompetenten Ausbildung machen und parallel dazu seine praktischen Erfahrungen im V.I.P.-Begleitschutz machen, um so seine Basis zu bilden. Besonders Frauen werden in den letzten Jahren zunehmend in dem Berufsbild gesucht.

Vielen herzlichen Dank für das spannende Interview!

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Sophie Blumberg

Seit Februar 2020 unterstützt Frau Blumberg die SECmarket tatkräftig als Head of Content in den Bereichen Contenterstellung, Social Media und Public Relations. Sie bringt Erfahrung, Motivation und Engagement mit in ihre Position. Das Schreiben ist ihr Element, ob Blogbeiträge, Posts oder wissenschaftliche Beiträge - alles ist möglich!