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Veranstaltungsbranche & Corona: Gespräch mit dem Projekt #AlarmstufeRot

13.11.20 12:11 • Sophie Blumberg

Kaum ein wirtschaftlicher Bereich leidet so unter der Pandemie wie die Veranstaltungsbranche. Aus diesem Grund haben wir mit dem Projekt #AlarmstufeRot gesprochen, um euch zu zeigen, wie der aktuelle Stand ist und was getan wird, um der Branche zu helfen!

Wir freuen uns sehr, uns heute mit Michelle Kradel, der Pressesprecherin von #AlarmstufeRot, unterhalten zu können. Am Anfang würden wir gern wissen: Wie ist Ihr Projekt entstanden? Wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?

Die #AlarmstufeRot ist ein Zusammenschluss der einflussreichsten Initiativen und Verbände der deutschen Veranstaltungswirtschaft. Andere Industriezweige stehen seit Jahrzehnten mit finanziellen Forderungen bei der Regierung im Wartezimmer. Autohersteller und andere haben gute politische Interessenvertretungskanäle. Die Veranstaltungswirtschaft hatte nie Probleme und Subventionsbedarf. Da es also keine klassische Lobby für unsere Branche gibt, ist es in der Corona-Pandemie schwer, auf die Probleme aufmerksam zu machen. Zusätzlich sind die Bedürfnisse innerhalb der Branche sehr unterschiedlich. Es gibt Soloselbstständige, Einzelunternehmer, mittelständische Unternehmer und öffentliche Betriebe, die kulturelle oder wirtschaftliche Veranstaltungen ausrichten oder daran mitarbeiten. Da durch die Pandemie alle dasselbe Problem haben, kam der Zusammenschluss zustande, um sich besser Gehör zu verschaffen. Zudem verlangte die Regierung einen einheitlichen Verhandlungspartner. Das ist #AlarmstufeRot.

Was genau steckt hinter #AlarmstufeRot, wie definieren Sie Ihre Ziele?

Es gibt klar formulierte Ziele. Die Aktionen richten sich zum Beispiel ausdrücklich nicht gegen die Corona-Maßnahmen, sondern dienen dazu, auf das Kernproblem der Branche aufmerksam zu machen: Wer uns die Berufstätigkeit verbietet, muss uns das wirtschaftliche Überleben sichern. Die #AlarmstufeRot fordert u.a. Überbrückungs- und Kreditprogramme, einen steuerlichen Verlustrücktrag, einen angepassten EU-Beihilferahmen und flexiblere Kurzarbeiterregelungen. Ein Rettungsdialog mit der Regierung wurde bereits begonnen, um mit Förderprogrammen den Ruin der Veranstaltungswirtschaft aufzuhalten. Die ausformulierten Forderungen sind hier zu finden.

Vor welchen Herausforderungen steht die Veranstaltungsbranche derzeit durch die Pandemie?

Es besteht ein generelles Veranstaltungsverbot. Dafür hat die Veranstaltungswirtschaft Verständnis, da auch wir nicht möchten, dass sich das Virus weiter ausbreitet. Da dies einem Berufsverbot gleich kommt, muss es aber entsprechend staatliche Unterstützung geben, damit die Unternehmen auch wirtschaftlich die Pandemie überleben können. Veranstaltungen könnten zwar teilweise unter Hygienemaßnahmen und Auflagen stattfinden, sind dann in den meisten Fällen aber nicht wirtschaftlich. Die Branche ist der sechstgrößte Wirtschaftszweig. 100.000 Betriebe mit 1 Mio. Mitarbeitern haben null Euro Einnahmen seit März. Das überlebt keiner. Laut Umfragen werden im Dezember bereits 40% der Betriebe insolvent sein.

Veranstaltungsbranche Umsätze Quelle: https://alarmstuferot.org/fakten

Inwiefern beeinflusst der 2. Lockdown die Situation?

Für die Veranstaltungsbranche ist es immer noch der erste Lockdown. Über den Sommer hat sich nichts für die Branche geändert und die meisten Unternehmen der Veranstaltungswirtschaft haben seit März keine Einnahmen mehr generieren können. Es wurden auch zwischenzeitlich nur sehr wenige Veranstaltungen geplant, da große Events einen Vorlauf von ca. 6 Monaten haben und sich die Vorgaben, welche Art von Veranstaltungen zwischenzeitlich erlaubt waren, jederzeit ändern konnten und in jedem Bundesland unterschiedlich waren. Daher fehlt jegliche Perspektive, wie es in den nächsten Monaten weitergehen könnte. So wie die politische Entscheidungsfindung in Berlin läuft, wird die Novemberhilfe, die den zweiten Lockdown eigentlich wirtschaftlich auffangen soll, bei fast 90 Prozent der Betriebe nicht ankommen.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Die #AlarmstufeRot steht mit der Politik im Rettungsdialog. Dabei wollen wir eine Forderung durchsetzen: Wir brauchen Finanzzuschüssen zum Überleben. Auch müssen wir die Probleme der Branche erklären, die sich von anderen Sektoren unterscheidet. Viele Politiker haben, verständlicherweise, vorher keinen Einblick gehabt, wie unsere Branche funktioniert. Wir wollen konstruktive Gespräche führen und eine Lösung finden, damit die Veranstaltungen, Messen und Kultur in Deutschland weiterhin bestehen bleiben und geschätzt werden.

Was möchten Sie Mitarbeitern der Veranstaltungsbranche mit auf den Weg geben? Wie behalten Sie selbst einen positiven Blick auf die Zukunft?

Die Regierung nimmt unser Leiden ernst und wahr. Aber relevanten Hilfen wurden nicht auf den Weg gebracht - nach acht Monaten Corona. Die #AlarmstufeRot wird sich auch weiterhin für die Bedürfnisse der Branche einsetzen und den Rettungsdialog fortsetzen. Wenn es wieder nötig werden sollte, müssen wir wieder alle – jeder aus unserer Branche – auf die Straße gehen, und bei Bedarf demonstrieren. Schließt Euch unserem gemeinsamen Protest auf in den Sozialen Medien an. Der Druck muss aufrecht erhalten bleiben.

Anmerkung: Bitte beachtet bei Demonstrationen den Mindestabstand sowie das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung. Achtet auf eure Sicherheit - und die eurer Mitmenschen!

Super, vielen herzlichen Dank für das aufschlussreiche Interview!

Sehr gern.

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Sophie Blumberg

Seit Februar 2020 unterstützt Frau Blumberg die SECmarket tatkräftig als Head of Content in den Bereichen Contenterstellung, Social Media und Public Relations. Sie bringt Erfahrung, Motivation und Engagement mit in ihre Position. Das Schreiben ist ihr Element, ob Blogbeiträge, Posts oder wissenschaftliche Beiträge - alles ist möglich!