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Restart 19 in Leipzig: Veranstalterperspektive mit Karsten Günther vom SC DHfK Handball

07.08.20 14:08 • Sophie Blumberg

Was haben wir aus den letzten Monaten gelernt? Es muss irgendwie weitergehen, wir müssen nach vorn blicken und lernen, die Coronazeit bestmöglich zu überstehen. Dazu gehören nicht nur eine gute Gesundheitsversorgung, Solidarität und Hoffnung – auch Ablenkung ist ein wichtiges Thema. In zwei Wochen – am 22.August 2020 – findet in der Quarterback Immobilien Arena in Leipzig eine Testveranstaltung mit einem Gratiskonzert von Tim Bendzko statt. Es wird erforscht, wie zukünftig Veranstaltungen trotz der Pandemie in geschlossenen Räumen stattfinden können. Wichtig ist, dass die Gefährdung der Teilnehmenden hierbei nicht riskiert werden soll.

Aufruf: Es werden dringend noch Probanden gesucht. Registriert euch jetzt unter: Restart-19

Es entstehen keine Kosten für euch. Fahrtkosten werden nicht erstattet. Es wird ein Gratiskonzert von Tim Bendzko für euch geben!

Wann: 22.08.2020, 8-18 Uhr Wo: Quartberback Immobilien Arena Leipzig Anmeldeschluss: Bis 13.08.2020

Wir beleuchten die Thematik für euch von allen Seiten. Heute haben wir mit Karsten Günther, Geschäftsführer der SC DHfK Handball Verwaltung GmbH, gesprochen.

Karsten Günther

SECmarket: Hallo und vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen.

Karsten Günther: Sehr gerne.

SECmarket: Am Anfang würde ich gern wissen: Wie kam es zu dem Projekt Restart19?

Karsten Günther: Anfang April haben wir uns gesagt: Wir müssen überlegen – wie kann der Weg zurück aussehen? Und dann haben wir eine kleine AG Medizin gegründet, bestehend aus den Geschäftsführern der Arena, mir, unserem Mannschaftsdoc und dem Mannschaftsdoc von RB Leipzig. Und wir hatten eigentlich das Ziel, ein Hygienekonzept so zu gestalten, dass Veranstaltungen weiterhin stattfinden können. Und dann haben wir nach den ersten beiden Treffen festgestellt – wir kommen nicht so richtig weiter. Wir wissen viel zu wenig über das Virus. Wir brauchen Expertise, einen Infektiologen mit im Boot. Über einen zufälligen Kontakt haben wir Dr. Stefan Moritz aus der Uni Halle kontaktiert. Er hat uns dann erstmal aufgeklärt, wie seine Sicht der Dinge ist. Das war im ersten Step alles noch viel schlimmer als wir uns das ausgemalt hatten. Aber nach einer Nacht darüber schlafen haben wir gesagt: Egal wie schlimm es ist, wichtig ist, dass wir Daten und Fakten kriegen und nicht weiter nur auf Basis von pauschalen Zahlen agieren, wie Veranstaltungsgrößen von 500 oder 1000 Zuschauer ohne Bezug zur Hallengröße und dem Infektionsgeschehen. Dann haben wir gemeinsam mit Stefan Moritz überlegt: Wie können wir so einer Großveranstaltung auf den Zahn fühlen und herausfinden, wo die Gefahrenpunkte wirklich liegen. Es kann doch nicht sein, dass die Indoorbranche hier brach liegt und die komplette Sport- und Kulturszene den Bach runter geht. Wir müssen doch Lösungen finden. Daraus ist das Restart19-Projekt durch Dr. Moritz und sein Team in Halle entstanden. Damit wollen wir eine Großveranstaltung durchleuchten und mit einem Rechen- und Simulationsmodell abbilden, wie man Risiken minimieren kann. Und jetzt sitzen wir hier.

SECmarket: Wunderbar! Können Sie bitte kurz zusammenfassen, wie der Ablauf der Testveranstaltung aussehen wird?

Karsten Günther: Sehr gern. Jetzt sind wir gerade in der Anmeldephase und hoffen, da tut sich noch ein bisschen was. Wir können die Veranstaltung auch mit 2000 Zuschauern durchführen, das ist gar kein Problem. Aber 4000 wären schon besser, weil das näher an die reelle Zuschauerzahl herankommt, die wir bei unseren Spielen haben – das ist die mittlere Besucherzahl in der Arena Leipzig. Die Leute bekommen drei Tage vorher ein Testkit zugeschickt und machen einen Selbstabstrich, einen Coronatest, und schicken den dann ein. Die Uni Leipzig wird dann am Donnerstag und Freitag 4000 Tests durchführen und das Testergebnis den Probanden zurückschicken. Und nur die wirklich negativ Getesteten dürfen daran teilnehmen. Dann kommen alle am Samstag (22.08.2020) von 8 - 10 Uhr zum Check-In-Schalter, bekommen eine FFP2-Maske und einen Peilsender und fluoreszierendes Desinfektionsmittel. Und dann gibt es ab 10 Uhr die erste Einlasssituation, unter Normalbedingungen, so wie es bisher immer war. Die Leute sitzen direkt nebeneinander und zwischen 11 und 12 Uhr spielt Tim Bendzko das erste Konzert. Dann ist Auslass, die Leute gehen wieder raus. Und dann gibt es eine neue Einlasssituation, hygieneoptimiert. Dann gehen sie durch viel mehr Eingänge rein, die Halle ist in vier Quadranten unterteilt und zwischen allen Teilnehmern muss ein Platz frei bleiben. Dann findet wieder eine Stunde lang ein Konzert statt, inklusive Halbzeitpause, Toilettengang, Imbisspause und Auslass. Danach gibt es nochmal ein neues Einlassszenario, auch wieder mit vier Quadranten und vielen Eingängen, aber nur noch die Hälfte der Leute geht rein und es bleibt 1,50m Abstand neben jeder Person. Es folgt wieder eine Stunde Konzert, Auslass, Ende. Sinn und Zweck der Nummer ist es, dass wir in den drei verschiedenen Szenarien alle Bewegungsmuster der Leute dokumentieren und gucken: Wann und wo, wie oft und wie lange begegnet sich wer? Das gibt ja einen Aufschluss darüber, wie hoch das Infektionsrisiko ist. Außerdem messen wir nach der Veranstaltung alle Flächen, die in der Halle berührt wurden, dafür ist das fluoreszierende Handdesinfektionsmittel. Da sehen wir: Was wurde am häufigsten angefasst, wo liegt die Schmierinfektionsgefahr? Und auf Basis der CO2-Messung in der Halle wird es ein Rechenmodell geben, das aufzeigt, wie die Aerosolverteilung in den verschiedenen Szenarien innerhalb der Halle funktioniert. Und dann werden in dieses Modell neue Belüftungsmöglichkeiten reinmodelliert, um zu gucken, wie kann man die Aerosolverteilung in der Halle anders lenken. Eventuell kann man es sogar wie im Flugzeug absaugen und so weiter. Wir wissen dann, wohin die ganzen Atempartikel fliegen. Dann können wir sagen: An der Stelle müssen wir die Personen weiter voneinander entfernen – und welche Anzahl an Zuschauern können wir zulassen, damit das Infektionsrisiko maßgeblich sinkt. Und welche Zuschauerzahlen sind verantwortbar, weil noch weniger Menschen am Infektionsrisiko kaum was ändern.

SECmarket: Was erhoffen Sie sich für Ergebnisse der Testveranstaltung?

Karsten Günther: Die Hoffnung ist, dass wir dann sagen können: Bei der Hallengröße und der jeweiligen Infektionslage in der Bevölkerung können wir eine bestimmte Zahl an Zuschauern zulassen. So kommen wir weg von diesen Pauschalgrenzen von 500 oder 1000 Personen. Wenn es beispielsweise in Leipzig kaum Infizierte gibt und die Halle groß und gut durchlüftet ist, dann können wir vielleicht mit 3000 Personen wieder rein.

Arena Leipzig

SECmarket: Welche Gefahren für die Testveranstaltung sehen Sie momentan?

Karsten Günther: Also ich sehe keine Gefahren, weil nur getestete Personen dort rumspringen, das ist ein Fakt, den habe ich sonst nirgendwo. Wenn ich einkaufen gehe oder mich in den Park begebe, da ist immer die Gefahr, dass doch einer das Virus hat und vielleicht Überträger ist. Ich sehe keine Gefahren. Wer danach Corona haben sollte, hat sich auf keinen Fall in der Arena angesteckt. Ich wünsche mir einfach, dass möglichst viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitmachen, damit wir sehr valide Testergebnisse bekommen.

SECmarket: Was denken Sie mit dem momentanen Stand – wie werden in Zeiten von Corona Veranstaltungen zukünftig abgehalten werden können?

Karsten Günther: Sicher mit entsprechenden Hygienekonzepten, welche die Nachverfolgbarkeit von Kontakten beinhalten, die auch eine Entlastung von sogenannten Verkehrsflächen beinhalten und damit auch wahrscheinlich eine Halbierung der Zuschauerzahlen. Wahrscheinlich werden Masken auch eine große Rolle spielen. Eine Durchmischung von verschiedenen Besuchergruppen muss vermieden werden. Zum Beispiel zwischen Mannschaften auf dem Spielfeld, dem Publikum und Dienstleistern. Da sind wir aber auf einem guten Weg, dass wir gute Konzepte an den Start bringen, sodass ich optimistisch bin, dass wir im Oktober – wenn die Bundesliga startet – wieder mit einer gewissen Zahl an Zuschauern starten können. Aber – das ist das Allerwichtigste – wir werden das nur in einem Rahmen machen, der verantwortbar ist, weil wir niemanden gefährden wollen, der in die Halle kommt. Und dafür sind die Ergebnisse der Studie maßgeblich.

SECmarket: Ja, absolut. Das war es schon von unserer Seite. Haben Sie noch etwas, was Sie unseren Lesern mitteilen möchten?

Karsten Günther: Gerne folgenden Aufruf – hier haben wir die Chance, unser Glück in die eigene Hand zu nehmen und nicht nur rumzulamentieren und auf die Hilfe Dritter zu hoffen, sondern selber aktiv einen Teil zur Lösung beizutragen. Und dafür müssen wir dann einen Samstag investieren, werden aber belohnt mit einem Gratiskonzert von Tim Bendzko und kriegen alle einen Coronatest. Für Speis und Trank ist gesorgt und unsere Mannschaft ist auch den ganzen Tag vor Ort, also das kann ein sehr ereignisreicher Tag werden. Ein Tag, worauf wir am Ende stolz sein können, weil die ganze Welt blickt da gerade sehr gespannt drauf, das Medieninteresse ist riesig. Auch die Bundesregierung wird das Ergebnis als Teil ihrer Entscheidungsgrundlage nutzen. Deshalb müssen wir am 22.08. alle in die Arena!

SECmarket: Gut, dann vielen, vielen Dank für das Interview.

Karsten Günther: Sehr gerne.

Wenn ihr euch in Zukunft öfter mit der Security-Branche auseinandersetzen wollt, findet ihr bei SECmarket den passenden Job!

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Sophie Blumberg

Seit Februar 2020 unterstützt Frau Blumberg die SECmarket tatkräftig als Head of Content in den Bereichen Contenterstellung, Social Media und Public Relations. Sie bringt Erfahrung, Motivation und Engagement mit in ihre Position. Das Schreiben ist ihr Element, ob Blogbeiträge, Posts oder wissenschaftliche Beiträge - alles ist möglich!